Reisetips für Ghana

Manchmal entsteht die Frage, wie und wann man am besten nach Ghana fährt, sei es, um das Projekt zu besuchen, dort mitzuhelfen, oder um Urlaub zu machen oder beides. Als Reiseführer empfehlen wir Jojo Cobbinahs Standardwerk „Ghana. Praktisches Reisehandbuch für die ‚Goldküste‘ Westafrikas“. Achten sie hier auf neueste Ausgaben, die Hotellandschaft in Ghana ist äußerst veränderlich.


 1. Medizinisches

Am besten macht man ein halbes Jahr vor der Reise eine Tropenberatung bei einem Tropenmediziner, den es in fast allen größeren Städten gibt. Die Impfungen müssen manchmal über einige Zeit gestreckt werden. Impfungen für Privatreisen trägt meist die Krankenkasse. Ohne Gelbfieberimpfung erhält man kein Visum, sie ist vorgeschrieben bei einer amtlichen Gelbfieberimpfstelle. Alle anderen sind optional. Sehr empfehlenswert sind Typhus, Meningitis, Polio (auffrischen), Masern/Röteln/Mumps und: Tollwut. Es gibt zwar flächendeckend Krankenhäuser in Ghana, aber bei dieser 100% tödlichen Krankheit sollte man sicher gehen. Cholera ist optional, die Schluckimpfung bringt nur 50%, in Accra kommt es aber fast jedes Jahr zu Epidemien mit Dutzenden Toten. Unterschätzen sie Masern nicht, diese Krankheit verursacht auch bleibende Schäden und Tod.

Malaria: Die Angst vor Malaria ist natürlich groß. Man kann aber gut vorsorgen. Ein LLIN (LongLastingImpregnationNet) ist dringend zu empfehlen, online ab 25 Euro.  Schnur und Haken zum Befestigen an Fensterarmaturen, Bettrahmen, etc. mitnehmen. Mehrere Leute beteuern, dass man von der Imprägnierung brennenden Ausschlag bekommen kann. Wenn man es am Rand feststeckt, sind längere Berührungen vermeidbar, was auch hilft, ist einmal kalt waschen. Gels und Sprays: Nobite, Anti-Brumm oder Autan enthalten DEET oder Bayrepel. Man sollte für Urlaube mindestens eine Packung kaufen und  in Übergangszeiten auftragen. Man wird tagsüber nur in Bussen (unterm Sitz!) gestochen, Moskitos sind im Zwielicht der Dämmerung aktiv. Vor allem an Flughäfen und Hotels sollte man aufpassen. Vorinstallierte Moskitonetze an Fenstern und Türen verhindern in Ghana eher, dass die Moskitos wieder nach draußen gelangen.

Moskitos fliegen nicht vom Warmen ins Kalte – Eine Klimanlage reduziert das Risiko, ein Ventilator nicht. Allerdings: Viele Mid-Budgethotels haben Klimaanlagen, aber keine Fensterscheiben. Und das kostet Strom und brummt die ganze Nacht. Darauf sollte man sich nicht verlassen.

Daher ist die Malaria-Chemoprophylaxe dringend zu empfehlen. Malarone ist aktuell das Mittel der Wahl und sollte zur Stand-by-Behandlung ohnehin mitgenommen werden. Doxycyclin ein Antibiotikum, das die WHO zur Prophylaxe empfiehlt, bei deutschen Krankenkassen aber noch nicht anerkannt ist. Lariam ist für das Auslösen von Tropenkoller und Depressionen berüchtigt und wird nur noch in Ausnahmefällen verwendet. Artemefer, ein Extrakt aus dem Chinesischen Beifuß, wird erfolgreich zur Behandlung eingesetzt, aber nicht zur Prophylaxe. In Ghana wie in Europa sind gefälschte Medikamente ein großes Problem.

Chemoprophylaxe wird von der Krankenkasse als notwendig anerkannt und finanziert. Doxycyclin ist auch auf Eigenleistung erschwinglich und empfiehlt sich aufgrund der langen Vor- und Nachlaufzeit vor allem für längere Aufenthalte. Malarone ist wohl die beste Wahl für alles unter 2 Monate, das muss aber mit dem Tropenarzt abgeklärt werden. Der gibt auch eine kassenpflichtige Aufklärung über Tropenkrankheiten.

Außerhalb der Regenzeiten sinkt die Moskitozahl vor allem im Norden drastisch, man sollte sich nie aus lauter Angst die schönen lauen Abende unterm klarem Sternenhimmel versagen.

Fürs Essen gilt: Händewaschen und “wash it, peel it, cook it or forget it”.

Die Sonne ist tückisch in Ghana. Zwar scheint sie nur 12-14 Stunden, mittags steht sie aber im Zenit. Höchste Schutzfaktoren sind hier empfehlenswert.


 

2. Ticketkauf

Über Preisvergleichsportale kann man rasch günstige Flüge finden, ab 500 Euro insgesamt mit Zwischenstopps in London oder arabischen Staaten. Der Normalpreis für einen Direktflug der Lufthansa beträgt 800 Euro einfach, also ca. 1600 Euro insgesamt, meist kommt man mit ca. 1000 Euro aus.


 

3. Visum

Für ein Visum lädt man ein Formular der ghanaischen Botschaft in Berlin herunter. Reisepass und Impfpass mit Gelbfieberimpfungseintrag, Kopie des Flugtickets und ausgefülltes Formular (4x) an die Botschaft in Berlin schicken, die wollen einen mit 4 Euro frankierten Rückumschlag. Es dauert selten länger als 10 Tage, empfohlen werden drei Wochen: www.ghanaemberlin.de

Als Referenzadressen geben sie einfach zwei Hoteladressen an, an denen sie wohnen werden.

Inzwischen werden in Accra auch direkt am Flughafen Visa ausgestellt, man sollte sich aber nicht darauf verlassen.

Visa gelten 60 Tage, danach muss man sie verlängern, was in Accra und den Regionalhauptstädten relativ problemlos möglich ist. Man darf und muss hier nicht bestechen, diese Behörden arbeiten in Ghana einwandfrei.


 

4. Geld

Den aktuellen Kurs des GhanaCedi können sie über http://www.Oanda.com herausfinden, er schwankt starkt und hat eine stetige Inflationsrate von mindestens 7 Prozent.

Abheben können sie direkt am Ausgang aus dem Flughafengebäude am Automaten mit Visa-Card (je nach Anbieter umsonst), für 1-3% Fremdwährungsgebühren. Visa-Automaten gibt es in allen mittleren Städten. Bares können sie in Forex-Büros oder Banken in allen kleineren Städten umtauschen, die Tageskurse stehen an der Tafel vor dem Eingang.

Allgemeine Kosten:
In Ghana kann man mit sehr geringen Ansprüchen für etwa 4-6 Euro in Budgethotels übernachten, man hat dann ein sauberes Bett und eine Toilette, wenn sie funktioniert. In allen touristisch interessanten Zielgebieten gibt es auch bessere Hotels, für 20 Euro erhält man meist ein sehr komfortable Zimmer. Essen kann man ab 4 Euro pro Tag in ghanaischen Straßenküchen (Chop-Bars), in den wenigen Restaurants mit europäisch-asiatischer Küche kostet ein gutes Essen meist 5-12 Euro. In Tamale empfiehlt sich das chinesische Restaurant am Ortseingang, in Cape Coast das Castle-Restaurant oder das Oasis.
Busse und Taxis kosten sehr wenig, für 15-20 Euro kommt man mit dem Bus einmal durchs ganze Land. Lediglich “Dropping” kostet mehr, wenn man ein Taxi für sich allein und ohne umsteigen mieten möchte. Dann sind durchaus mal 10-20 Euro für den Flughafentransfer oder durch die Stadt möglich. Hier werden von Weißen gern überhöhte Preise verlangt, dann dürfen sie handeln, für normalen Innenstadtverkehr zahlt man selten mehr als 12 Euro. Der für Accra notorische Stau allerdings kann auch einmal mehr kosten. Taxis fahren auch feste Routen und nehmen dann für 30-80 Eurocent am Straßenrand winkende Personen zu ihren nächsten Stationen mit. Die Stationen können sie erfragen bei den Fahrern oder bei Passanten, kaum jemand in Ghana kennt sich in der nächsten Stadt gut aus und alle kennen die Verwirrung über die Stationen.

 


 

5. Überregionale Transportmittel

Innerhalb Ghanas kann man mit http://www.antrakair.com fliegen, von Accra nach Tamale und zurück kostet das 110 Euro. Der STC-Bus braucht 12 Stunden für diese Strecke, er ist klimatisiert und halbwegs bequem. Das staatliche Unternehmen MMT (MetroMassTransport) ist billiger, hat aber nur ungepolsterte Sitze. Es gibt inzwischen auch gut ausgestattete Konkurrenzunternehmen für die Überlandstrecken mit Anschluss in die Mahgrebstaaten.

Die zentrale Nord-Süd-Verbindung führt von Accra über Kumasi nach Tamale und Bolgatanga bis hoch nach Burkina Faso. Man kann überall unterwegs aussteigen, die Busse halten zudem alle drei Stunden für eine Pause, dort kann man etwas zu essen kaufen. Nach Westen fährt man von Accra nach Cape Coast und Sekondi-Takoradi und über den Hub Agona Junction weiter nach Axim oder in die Küstenwälder, die noch nicht Palmölplantagen zum Opfer gefallen sind. Über Ho und Bimbilla in den Norden zu fahren kann leicht länger dauern, da die Straßen teilweise Pisten sind.

Für die Verbindungen zwischen kleineren Regionalstädten ist der Metro-Mass-Transport die geeignete Wahl. Man geht zur Station und kauft sein Ticket, es kann aber passieren, dass die ausverkauft sind. Sie können Tickets am Vortag kaufen, aber es kann sein, dass der Bus ausfällt. Immer sollte man mindestens zwei Stunden vor Abfahrt sein Ticket kaufen, ansonsten ist schon voll und man wartet 3 Stunden oder den ganzen Tag.

Für Kurzstrecken ins Hinterland und den Stadtverkehr bleibt oft nur noch der “Lorry” oder das “car”, heute sagt keiner mehr “Trotro”. In den engen Minibussen fährt man am besten nur tagsüber und man sollte sich sofort beschweren, wenn der Fahrer wirklich zu schnell fährt. Ihr Leben und das ihrer Mitfahrer hängt davon ab. Gurtpflicht gilt für Ghana ab 2015, ob sie intakt sind, ist eine andere Frage. Dafür sind diese Minibusse besser organisiert, als sie aussehen, mit festen Preisen und Haltestellen. Fragen sie einfach nach ihrem Zielort und man weist ihnen den Weg zur entsprechenden Busstation und dort fragen sie sich durch bis zu ihrem Auto. Die Chevrolet- und Ford-Busse sind bequem, gekühlt und modern, fahren dafür mit extremen Geschwindigkeiten. Besonders abends sind sie leider oft die einzige Wahl zwischen Accra, Cape Coast und Kumasi.

 


6. Gepäck

“Schlangensichere” Bergstiefel können sie getrost zu Hause lassen, wenn sie nicht wirklich Wanderungen in der Wildnis planen. Sie erhalten überall Flip-Flops und Sandalen aus chinesischer oder ghanaischer Produktion. Allenfalls benötigen sie ein paar gute Halb- oder Turnschuhe. Eine giftige Schlange erregt die Aufregung Aller, sie wird überall gesucht, gefunden und dann getötet.

Sie brauchen normale Kleider, Sonnencreme, Moskitospray, ein Moskitonetz (tropentauglich, wegen der Durchlüftung eher die geringere Meshzahl als für die kleinen Kriebelmücken Finnlands gemachte Netze), eine lange Hose für die Abende, Reiseapotheke, Geld und Dokumente. Und eine Schnur und ein günstiges Multitool mit Messer (nicht ins Handgepäck!). Alles andere können sie auf jedem Markt in Ghana kaufen, schicke Klamotten gibts bei Woodins oder DaViva, zwei in allen Städten vertretene Marken für die afrikanische Mittelschicht. Adventure-Ausrüstung wie Moskitonetzhüte, Gummistiefel, Wasseraufbereiter und Wasserkocher lassen sie am besten auch zu Hause, wenn sie nicht im Busch arbeiten werden. Man erhält überall Flaschenwasser für stolze 70 Eurocent, oder für 5 Cent Plastikbeutel mit Wasser, das oft furchtbar schmeckt (Chlor, Parfüm, Benzin, je nachdem wo es gelagert wurde), aber meistens nicht krank macht. Ghanaer kennen die Beutel, die jeweils gut getestet wurden und gut schmecken. Auch das Leitungswasser wird von Ghanaern getrunken. Sie werden nirgends verdursten oder schmutziges Wasser trinken müssen, wenn sie Geld haben. In den Slums von Accra schützen sie sich vor Cholera am besten durch strikte Hygiene und Flaschenwasser.

 


7. Mitbringen

Viele möchten Kindern Geschenke mitbringen oder bleiben länger und wollen für erwartbare Freundschaften etwas in Petto haben. Geld ist immer willkommen, und man macht sich am wenigsten Stress.

Manche Entwicklungshilfe-Websites empfehlen Stifte. Bitte kaufen sie keine billigen Stifte. Es gibt in Ghana überall für ein paar Cent Kulis und Bleistifte, an allen Kiosks. Auch LED-Taschenlampen sowie andere chinesischen Kurzwaren erhalten sie in Ghana an jeder Ecke.

Was aber begehrt ist und ohnehin nicht im Land hergestellt wird: Handys, auch gebrauchte die noch gut gehen! Hochwertige Werkzeuge (Sägen, Schraubenzieher). Gute Fussballschuhe und hochwertige Fußbälle. Und natürlich Laptops, sofern sie gehen. Elektroschrott hat Ghana genug, aber man muss “die Afrikaner” auch nicht beschützen  vor Technologie – die brauchen sie dringend. Für Technik gilt: gute gebrauchte Markenware (“home-used”) ist heißbegehrt und besser als die oft schrottreife gefälschte Neuware, die tatsächlich den Großteil des Elektroschrotts ausmacht.

Importiertes Essen wird oft nur misstrauisch genommen, Ghanaer sind sehr zufrieden mit ihrer Nationalküche. Nehmen sie für sich selbst Parmesan und Müsli mit, Dauerwürste oder Tofu, das sind Dinge, die schwer zu bekommen sind.

Für Kinder empfehlen sich englischsprachige Bücher, bevorzugt über Naturphänomene, Dinosaurier, Vulkane. Solche Bildung über Natur erhält man in Ghana fast nie. Geld und Geschenke gibt man den Eltern, ansonsten wird das wie auch hierzulande als Korrumpieren der Kinder gewertet. Bei vielen Geschenken kann es passieren, dass sie unbenutzt in einem Regal ausgestellt oder für die Hochzeitsausstattung zurückgelegt werden.

Kaufen sie ruhig zu den Preisen, die ihnen normale Straßenverkäufer nennen, sie betrügen fast nie und schon gar nicht ohne Not. Bei “Fashion” kann man immer handeln, muss man aber auch nicht immer. Die “Marken”-Kleider sind natürlich alle gefälscht, sofern sie nicht Second-Hand-Ware aus Europa sind. Lebensmittel sollte man immer ohne Verhandeln bezahlen. Lebensmittel sind in Ghana meistens teurer als hier, besonders Gemüse und Knollen. Wenn ihnen der Preis zu hoch erscheint, kaufen sie einfach das gleiche bei zwei verschiedenen Händlern.

Fremde kaufen in Ghana oft erstmal aus Unsicherheit nichts, weil sie Angst haben, übers Ohr gehauen zu werden oder sich zu infizieren. Kaufen sie einfach, was ihnen gefällt oder was lecker aussieht oder was andere Ghanaer auch essen.

Überteuerte “recycelte” Taschen aus zusammengenähtem Plastikmüll zu kaufen wird vielleicht ein lokales Projekt bei der Fertigung nicht wettbewerbsfähiger Produkte fördern, aber keine Müllverbrennungsanlage ersetzen. Kein ehrbarer Afrikaner läuft mit solchem Recyclingkitsch herum – die kaufen alle gefälschte Dolce&Gabbana-Täschchen oder verwenden Plastiktüten. Der notorisch alles recycelnde und verwertende Afrikaner ist ein Mythos. Lediglich Flaschen tragen heftiges Pfand und man macht sich bei einer Verkäuferin unbeliebt, wenn man eine leere Bierflasche nicht zurückgibt. Dosen werden zu allem möglichen verarbeitet oder eingeschmolzen. Plastik ist leider inzwischen eine Landplage geworden, der nur mit Müllverbrennung oder Recyclingfabriken beizukommen sein wird.

 


8. Wie und was besuchen?

Unter drei Wochen sollten sie Ghana nicht besuchen, es sei denn, sie möchten sich auf einen Strand bei Accra beschränken. Für den Transfer zwischen Städten sollte man einen vollen Tag rechnen.

Ein paar Vorschläge:

  • Der Strand  in Kokrobite bei Accra ist ein beliebter Einstieg für Ankommende. Besuchen sie das nahegelegene Monkey Reserve in Bertianor am frühen Morgen. Das Wasser und der Strand ist vergleichsweise sauber.
  • Die Universität in Legon/Accra ist einen Besuch wert.
  • In Accra können sie in der Accra-Mall shoppen. Baumarkt und Supermarkt bieten so ziemlich alles, was man braucht. Es gibt hier auch Pizzerien, Burger, asiatische Küche, etc. Volkstümlicher ist der Kaneshie Market oder der Makola Market.
  • Der Akosombo-Staudamm soll zwar durch ein Atomkraftwerk ersetzt werden, aber er wird noch lange Zeit dort stehen. Atimpoku ist ein hübscher Ort neben Akosombo, hier kann man sehr ruhig und luxuriös Urlaub machen. Man isst dann auf einer Plattform mitten im Fluss sein „Beef in green Pepper“ oder die köstlichen “Ghanaian Apple” (Annona muricata, eine Verwandte der Cherimoya), die man nur vollreif und weich genießen kann.
  • Das schläfrige Cape Coast bietet das Cape Coast Castle mit dem Sklavereimuseum als Pflichtprogramm. Die portugiesische Sklavenburg befindet sich 6 Kilometer weiter in Elmina. Der Khakum National-Park sollte besucht werden. Gehen sie in Cape Coast ruhig mal in den Kotokraba-Markt hinein, solange es ihn noch gibt. Der Fischmarkt ist sehr überschaubar, aber am Vormittag naturkundlich interessant. Hier kann man Seeschnecken, Thunfische und Hummer kaufen.
  • Fahren sie einmal nach Westen über Sekondi-Takoradi und Agona Junction zum Cape Three Points zwischen Akwida und Princesstown. Dort haben sie nicht nur Aussicht auf die Ölbohrinseln, sondern in der Green Turtle Lodge in Akwida auch wirklich einen exquisiten, günstigen Ort, an dem man mit Glück auch Schildkröten sehen kann. Die Alternative ist Princesstown, ähnlich verschlafen, mit gleich zwei guten und sehr günstigen Gasthäusern – eines davon in einer ehemaligen brandenburgischen Sklavenburg. Dort lassen sich die zerstörerischen Auswirkungen der Ölförderung in Erfahrung bringen.
  • Ghana ist ideal zum Strandwandern. Solange sie sich vor Sonne gut schützen, können sie den gesamten Strand abwandern oder -reiten.
  • Es gibt entlang des Strandes überall Lodges oder Resorts oder Hideouts – sei es von Aussteigern oder von Ghanaern. Im Hinterland gibt es dank der zahlungskräftigen Diaspora auch mehr und mehr Gasthäuser und kleine Hotels an Orten, an denen man sie nie vermuten würde.
  • Bolgatanga ist der krasse Gegensatz zum Süden Ghanas. Man kann in einem Tag von Cape Coast oder Accra dorthin fahren und hat dann den landschaftlichen Längsschnitt aus dem Bus heraus mitbekommen. Ruhig, verträumt, in der Regenzeit anmutig grün, bietet dieses Städtchen vor allem Fahrradreparaturen an. Einen Tagesausflug kann man hier in die nahegelegenen schönen Tongo-Hills mit dem mächtigsten Schrein Westafrikas, Tongnaab, unternehmen. Es bleibt ihnen überlassen, ob sie den Schreinpriestern noch Geld für die Schreinvisite geben oder sich nur die Landschaft und den Ort ansehen. Der Schrein selbst ist eine Felsnische, die zu einer Höhle führt und lohnt den touristischen Besuch nicht. Von der Hochebene aus hat man Ausblick auf die Volta-Flüsse.
  • Gerade für Mountainbiker ist Ghana übrigens ein Paradies – wenn man auf die Berge verzichten kann. Die höchsten Berge gehen auf knapp 900 Meter hoch, im Norden erstrecken sich weite Ebenen. Irgendwo wird man immer für ein paar Ghanacedi eine Lehmhütte mieten können und man ist so gut wie alleine auf den ländlichen rough roads.

9. Was Essen?

Vegetarische Küche gibt es als Standard: Fleisch können sich viele nicht leisten. Auch wird niemand sie dazu zwingen, Fleisch zu essen – sagen sie einfach, sie seien Rasta oder religiös dagegen oder aus gesundheitlichen Gründen könnten sie kein Fleisch essen. Es gibt auch in Ghana eine vegane Bewegung. In Cape Coast bietet ein Gasthaus am Strand vegane Küche an.

In der Sauce einer Fufu-Küche wird Fleisch mitgekocht, das wird dann rausgefischt und stückweise abgerechnet. Man sagt also den Preis, den man zahlen möchte: Fufu für 1 GhS und Fleisch für 2 GhS oder nur Sauce. Probieren sie Fufu, es hat etwas von einem Seidenknödel mit Gulasch, fragen sie ruhig nach einem Löffel, man akzeptiert das dann, sofern es einen gibt. Man muss nicht mit den Händen essen – darf man aber und es wird üblicherweise so gemacht.

“Ebrohwe” (Äbroschwä) ist ein oft gehörter Ruf in den Straßen Südghanas,  angeboten wird gekochter oder gegrillter Mais, immer eine sichere Wahl. Im Norden gibt es Wagashi, fritierten Weichkäse. Und TZ – eine Polenta, geschmackslos, die man kalt mit einer idealerweise teuflisch scharfen Sauce isst. Es gibt aber viele verschiedene Saucen, “vegetable stew”, “okro-stew”…

Fried Rice ist oft sehr fettig. Alle ghanaischen Gerichte verstecken das Fett nicht, sondern lassen es gern als ölige Schicht obenauf schwimmen. Spaghetti erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Gekochten Reis (“plain rice”) können sie immer bestellen.

Das ghanaische Frühstück besteht aus recht süßem Toast mit Ei. Oder gekochten Eiern mit Zwiebel-Tomatensauce. Oder fritierten, getrockneten kleinen Fischen. Oder “Bo-Fruit”, einem leckeren heißen Krapfen. Oder Spring-Rolls. Oder Coco – einem Trinkpudding. Oder Bananen. Oder fritierten Kochbananen. Oder fritiertem Tintenfisch.
Das alles erhalten sie von herumwandernden Verkäufern. Man wartet einfach am Busbahnhof oder sogar im Bus und wählt aus. Fast alles wird in Plastiktüten verkauft, von den meisten Verkäufern auch mit Plastikblättchen angefasst.
Abends rauchen die Khebab-Grills. Die geschnittene Wurst kann man ruhig essen, auch die Fleischspieße – lediglich “Gizzard”-Spieße aus Geflügelmägen könnten für Ungeübte etwas zäh sein. Leider wird das Fleisch oft in Zeitungen gewickelt oder heiß in Plastiktüten geworfen. Man kann da einfach einen Teller oder eine Kalebasse mitbringen.

Generell ist Fleisch in Ghana fast immer frischer als hier. Es gibt Kühlhäuser, meist wird aber frisch und nach Bedarf geschlachtet. Die “Metzgereien” sehen daher sehr skurril und expressiv aus, aber es ist alles schlachtfrisch und wird ohnehin stundenlang gekocht.
An wirklich volkstümlichen Küchen in ländlichen Gebieten finden sie mit sehr viel Glück auch einmal ein Hundeohr im Essen, wenn sie aber wirklich Glück haben, gibt es Innereien – das Leibgericht vieler Ghanaer. Fragen sie nach, wenn sie nach der wirklich authentischen ghanaischen Küche suchen.

Leider haben die Briten das Land kulinarisch geprägt – der Toast ist süß und pappig, aber es gibt auch “Sugarbread”, was eher an Kuchen erinnert. “Paano ka” sind weiße, weiche Brötchen, meist nicht ganz so süß.


10. Höflichkeit

Man orientiert sich am besten an den Briten. Sagen sie oft “Please” und “thank you”, nicht servil, aber nett. Touristenfänger gibt es natürlich, vor allem junge Männer. Lassen sie beiläufig fallen, dass sie schon lange in Ghana sind oder zum fünften Mal zurückkamen – das vertreibt die meisten.

Achten sie darauf, einen herrischen Tonfall zu vermeiden, wie er für Deutsche üblich ist. “Ich nehme ein Brot” – ohne Begrüßung und bitte.

Und wenn ihnen das “Obroni” auf die Nerven geht – niemand meint das böse oder rassistisch. Man freut sich über die Anwesenheit von Touristen. Manche jungen Entwicklungshelfer empören sich herrlich darüber und kaufen T-Shirts, auf denen steht: “Don’t call me Obroni”. Das ist auch nicht höflich. Antworten sie einfach “Obibini! I’m fine, thank you, how are you?” Obroni heißt: der übers Meer kam. Obibini heißt: Afrikaner, hier geborener.

Ghana hat eine sehr niedrige Kriminalitätsrate. Es kann ihnen wie in jeder europäischen Stadt passieren, dass sie bestohlen werden. Es ist aber noch wahrscheinlicher, dass ihnen höflich ihr Koffer nachgetragen wird, wenn sie ihn vergessen haben. Passen sie einfach wie immer auf das Geld auf. An Bussen erledigt ihr Gepäck der Gepäckdienst, da wird nichts geklaut.

Diebe werden übrigens schlimm zugerichtet, mitunter auch gelyncht. Seien sie sich dessen bewusst.

Trinkgeld ist oft nicht üblich oder wird mürrisch eingesteckt. Geben sie trotzdem eine Münze, ohne abfällig zu sein, lassen sie etwas neben dem Teller. Man glaubt allerdings auch, dass Hexen Münzen auf die Straße legen, und wer sie aufhebt, werde auch eine Hexe oder von einem bösen Fluch erfasst.

Service ist eine Ausbildungsfrage. Viele Hotelangestellte leben von 40 Euro im Monat. Erwarten sie nicht, dass die sich ein Bein ausreißen.


11. Nach Gushiegu

Wir freuen uns über alle, die länger als eine Woche bleiben und etwas einbringen können, vor allem natürlich handwerklich. Für solche Besucher organisieren wir auch eine Reservierung in einem spartanischen Gasthaus. Touristisch hat Gushiegu nicht viel zu bieten außer einer ab Mai/Juni erblühenden Landschaft, die sich langsam von einer Halbwüste in einen grünen Sumpf verwandelt. Besonders Ornithologen kommen dann auf ihre Kosten, nachts hört man die Glockenlaute von Unken. Normalerweise schläft man um 8 oder 9 schon und steht um 5-6 Uhr wieder auf, wenn der Muezzin erfolgreich geweckt hat.

Gushiegu hat übrigens ein sehr neues Krankenhaus mit allen Basis-Funktionen.

Nach Gushiegu kommen sie von Tamale aus. Von der zentralen Busstation aus fahren dann auch Busse nach Gushiegu, meist muss man um 5 Uhr morgens da sein, am besten fragt man am Abend vorher nach. Von der MetroMassTransport-Station kann man auch nach Gushiegu, fragen sie aber nach, ob die Busse wirklich fahren. Es hängt immer von den Straßenbedingungen ab. Wenn alles klappt, ist man drei Stunden später in Gushiegu. Genauso kann man auch nach Gambaga (über Walewale), Tindang/Gnaani (über Yendi) und Bimbilla (über Yendi) fahren. Rein theoretisch könnten sie auch von Accra aus die Ostroute über Bimbilla und Yendi nach Gushiegu nehmen – das ist landschaftlich sicher wunderschön, aber riskant, was den Zeitaufwand angeht. Wenn man allerdings schon in Ho oder Hohoe am Volta ist, ist das vielleicht eine Alternative.

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