Wir sind am Limit und brauchen dringend Unterstützung.
Das letzte Jahr verlief stotternd, was die Finanzierung angeht. Das Auslaufen der Unterstützung durch DANIDA halbierte das Budget. Für 2020 ist die stiftungsbedingte Halbierung des bisherigen Budgets der Klaus-Jensen-Stiftung angekündigt. Somit bleiben uns für 2020 bislang knapp 6000 Euro im Jahr. 6000 Euro – das ist das Monatsgehalt eines Mittelklasseangestellten in Deutschland. Und davon zahlen wir leider sehr niedrige Gehälter für Simon (130 Euro) und Evelyn Ngota (90 Euro) sowie Banabas Dalabra (90 Euro), den Betrieb eines Toyota Hilux mitsamt Versicherung und vor allem die Workshops in den Dörfern (im Bild Banabas Dalabra mit der neuen Soundanlage, für die wir bei Betterplace Geld sammeln konnten).
Unsere Erfolge sind über Ghana hinaus hörenswert: Es kamen in den letzten beiden Jahren immer weniger Frauen in die Asyle, allen Quellen in den Dörfern zufolge nahmen die Anklagen drastisch ab und es spricht sich herum, dass Anklagen Widerspruch erhalten und in die Kritik geraten können. Simon Ngota, der nicht zum Schönfärben neigt, spricht von 80% weniger Anklagen. Durch die Reintegrationsmaßnahmen (Bild 2 und 3) sank die Zahl in den Asylen deutlich. Dennoch denken wir noch lange nicht ans aufhören, zumal in unserer Reichweite in Tindang und Kukuo noch zwei große Asyle weitgehend ohne alltägliche Hilfe bleiben mussten. Hexenjagden treten in Nordghana zudem in unberechenbaren Zyklen auf, es kann sein, dass trotz unserer Arbeit eine Epidemie oder ein charismatischer Hexenjäger spontan für Dutzende von Anklagen sorgt.
Aktionen anderer NGO’s in den Asylen bleiben spärlich und nicht von Dauer. ActionAid hat sich nach dem Skandal um die medienwirksam inszenierte „Rücksiedelung“ von 55 Frauen aus Banyasi, die sich durch unsere Recherchen vor Ort als Fälschung herausstellte, nicht mehr im Zuge der „Roadmap“ betätigt. Mit ihrer „Roadmap“ kündigte die damalige Frauenministerin und ActionAid eine rasche Schließung aller Asyle an – was verständlicherweise für Panik sorgte bei den Frauen in den Asylen.
Die AWAACC ist nicht mehr wirksam – sie sollte ein Bündnis von verschiedenen Projekten darstellen, von denen viele aber längst ausgelaufen waren, so dass das WHVEP unter Simon Ngota einer von zwei tatsächlich aktiven Akteuren blieb.
Die Katholische Mission in Gushiegu hat mit einem Bohrloch und Toiletten viel geleistet für den Lebensstandard der Frauen in Gushiegu. Eine Solaranlage funktioniert leider nicht mehr (eine häufige Geschichte, meist sind Blitzschäden oder Wasserschäden verantwortlich). Die Missionare kommen nur noch in das Asyl, um mit den Frauen zu beten und für Gottesdienste zu werben.
Das LEAP-Projekt der Regierung konnte einige Zeit und einigen Frauen die Krankenkassengebühren erlassen. Es hatte stets hohe Hürden (wirklich kranke oder gebrechliche Personen konnten nicht in die Stadtzentren fahren, um sich registrieren zu lassen) und wird wohl nicht besser, so dass unser Projekt in Notfällen immer wieder Krankenkassengebühren zahlt.
Aktiv ist lediglich noch in Gambaga das Gambaga Home Project. Die Frauen dort haben sich geweigert, in einen Neubau im Stil eines Internats zwei Kilometer vor der Stadt zu ziehen. Sie blieben in ihrem alten Ghetto nahe dem Markt und werden dort von Samson und Ruth besucht.
Damit bleiben wir für die Asyle Kpatinga, Gushiegu, Nabule und Gbintiri die Einzigen, die dauerhaft soziale Arbeit mit über 140 Frauen leisten.
Gemessen an den Kosten ist die Arbeit von Simon Ngota, Evelyn Ngota und Banabas Dalabra extrem effizient. Es stellt sich uns gerade daher die Frage: hat Gesellschaft so wenig für uns übrig?
Wir bitten daher ausdrücklich um Mithilfe bei der Vermittlung von Projektpartnerschaften, Fördergeldern, SchirmherrInnen und anderen Ressourcen, die uns möglichst bürokratiearm helfen, in Nordghana unsere Arbeit fortzusetzen und zu erweitern.
Mit besten Grüßen,
Felix Riedel,
Vorsitzender von „Hilfe für Hexenjagdflüchtlinge“
Gründungsmitglied und wissenschaftlicher Beirat des ghanaischen „Witch-hunt Victims Empowerment Project“.
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